Ehrenmitgliedschaft für Richard Bonynge

Am 24. September 2025 durfte eine Delegation der Giacomo-Meyerbeer-Gesellschaft dem großen Dirigenten Richard Bonynge persönlich die Urkunde zur Ehrenmitgliedschaft überreichen. Unser Vorstandsmitglied Dieter Riehl hat uns folgenden Bericht und ein paar Bilder zukommen lassen – eine wunderbare Erinnerung an einen lebendigen, musikalischen Nachmittag in der Romandie!

Besuch bei Richard Bonynge

Dieter Riehl – 24.9.2025

Drei Musketiere (Alexander Hügi, Alexander Rosenbusch und Dieter Riehl), vereint im Streit  für vergessene und vernachlässigte Komponisten, reisen am 24. September 2025 nach Montreux, um einem der bedeutendsten Orchesterleiter des 20. Jahrhunderts die Aufwartung zu machen.

Richard Bonynge, ein großer Musiker, Pianist, Dirigent, Ehemann von Dame Joan Sutherland (1926-2010), hat sich verdient gemacht, nicht nur um Meyerbeer, auch um den italienischen Belcanto, Opern von Rossini, Bellini, Donizetti; nicht zu vergessen den lange unterschätzten Massenet und die Ballette des 19. Jahrhunderts.

Frau Ruth Jaeger, Mr. Bonynges langjährige Assistentin, holt uns mit dem Wagen am Bahnhof von Les Avants ab, 700 Meter über Montreux gelegen. Wir betreten staunend das Chalet Monet, ein Privatmuseum mit zehntausenden von Sammelstücken, Gemälden, Skulpturen, Porzellanfigurinen, Musikinstrumenten. Es gibt einen opulenten Bildband über diese einzigartige Wohnstatt.

Wir sitzen auf Stühlen, die mit Stoffen bezogen sind, die noch von Joan Sutherland bestickt wurden. Sie stickte so gern in ihrer Freizeit!
Wir plaudern durcheinander, auf Englisch, Schwizerdütsch, Hochdeutsch, Italienisch.
Mr. Bonynge spricht mit uns selbst nur Englisch, aber er versteht alles. Er erzählt uns von den vielen legendären Sängerinnen und Sängern, die er während seines Lebens begleitet hat, selten leicht skeptisch, überwiegend wohlwollend: „She was a really good singer …“
Er empfiehlt dem Festival ‚Rossini in Wildbad‘ unbekannte, seit langem nicht aufgeführte Opern von Michael Balfe, auch ein sträflich unterschätzter Musikdramatiker.

Das offizielle Foto von der Überreichung der Urkunde sieht unglaublich formell aus. Tatsächlich durften wir uns vier Stunden lang als Freunde bei Freunden fühlen. Entspannter kann eine feierliche Zeremonie nicht sein.

Wie ungeduldig er das Päckchen mit Andrea Chudaks Meyerbeer-Aufnahmen der Lieder, sakralen Werke und der frühen Meyerbeer-Oper ‚Jephthas Gelübde‘ öffnet! Wie neugierig  er die Erläuterungen zu Bernd Kliches Szenen aus Meyerbeer-Opern auf dem Rahmen der Urkunde verfolgt! Wie aufmerksam er Alexander Hügis Fotodokumentation, die dieser eigens für diesen Besuch erstellt hat, durchblättert!

Beim Abschied nach vier Stunden, nach unserer schüchternen Frage, ob wir ihn angesichts seines Alters nicht über Gebühr beansprucht hätten, die Antwort: „Ich denke nicht ans Alter. Seien Sie mir willkommen zu meinem 100. Geburtstag!“

Wir sind froh und stolz, denn Richard Bonynge hat unseren Antrag auf Annahme einer Ehrenmitgliedschaft angenommen.
Mr. Bonynge hat in seinem langen Leben zahllose Ehrungen erhalten. Die Giacomo-Meyerbeer-Gesellschaft ist die erste Komponisten-Gesellschaft, die ihm die Ehrenmitgliedschaft verleihen durfte.

Drei  Musketiere reisen beglückt zurück in ihre Heimatorte Luzern, Berlin und Urbar. Sie sind sich einig: Voilà un homme!

PS: Und ich Simpel hab vergessen, ihn zu fragen, wie es zu der sensationellen Aufführung von Meyerbeers Semiramide 2005 in Bad Wildbad gekommen ist … !

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