»Auf den Flügeln des Gesanges« – Mendelssohn, Wagner, Meyerbeer

Andrea Chudak Sopran, Texte

Yuki Inagawa, Klavier

In seinem berüchtigten Pamphlet »Das Judenthum in der Musik« verstieg sich Richard Wagner zu der Behauptung, »der Jude« an sich sei unfähig und könne sich am allerwenigsten durch seinen Gesang künstlerisch kundtun, habe es aber geschafft, »in der verbreitetsten der modernen Kunstarten, der Musik, zur Beherrschung des öffentlichen Geschmackes zu gelangen«. Das war natürlich blanker Unfug und hetzerisches Geschwätz, das sich vor allem gegen seine damals ungleich erfolgreicheren Kollegen Felix Mendelssohn und Giacomo Meyerbeer richtete. Dabei waren Beide von Wagners Talent überzeugt und hatten ihn am Anfang seiner Karriere unterstützt. Wagner dagegen brachte Beiden – als er es sich leisten konnte und ihnen keine unterwürfig-schmeichlerischen Briefe mehr schrieb – nur Hass und Häme entgegen, wohl auch, weil er sich von ihren musikalischen Einflüssen nicht befreien konnte… Ein Abend mit Liedern der drei Komponisten und Texten, die Einblick in ihre Beziehungen und ihre Ansichten übereinander geben.

Konzert: Im Meere meiner Gedanken

Die herausragende Bedeutung und Qualität des Komponisten Giacomo Meyerbeer (1791 – 1864) ist zwar in den letzten Jahren ein wenig mehr in das öffentliche Bewusstsein gelangt, doch noch immer muss der in Tasdorf bei Berlin als Sohn jüdischer Eltern geborene spätere preußische Generalmusikdirektor und Weltbürger als großer Unbekannter gelten. Das bundesweit begangene Festjahr 2021 „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ sollte für Andrea Chudak Anlass sein, diesem bedeutenden jüdischen Tonkünstler eine CD-Produktion zu widmen – von verschiedenen, bislang als verschollen geltenden Werken ist nun eine Ersteinspielung entstanden.

Stattfinden konnte dieses Projekt nur, weil u.a. die Friedenskirche Grünau für die freischaffenden Musiker die Türen öffnete und Ihnen in der Coronazeit die Möglichkeit gab, in Räumen zu proben, die groß genug für waren, um alle erforderlichen Maßnahmen zum Schutz vor Ansteckung einzuhalten.

Und es entstanden daraus faszinierende Ersteinspielungen: 22 Weltersteinspielungen, 11 Ersteinspielungen in der Originalbesetzung und 2 Ersteinspielungen in der Originalsprache. Eine Doppel-CD mit insgesamt 38 Stücken des berühmtesten Komponisten des 19. Jahrhunderts, der wieder in das Licht der Öffentlichkeit gerückt werden muss.

Meyerbeer konvertierte (anders als bekannte jüdische Künstler wie Heinrich Heine oder Gustav Mahler) nie zum Christentum, stattdessen lebte er in Berlin eine moderne Form von Reformjudentum. Seine universalistische, weltoffene Perspektive, die keinerlei Berührungsängste auch an andere geistige Zusammenhänge kannte, wurzelt auch darin. Doch genau deshalb war er Zeit seines Lebens schweren Angriffen ausgesetzt – oft mit antisemitischem Unterton. Meyerbeer komponierte in 4 Sprachen und kann von der inneren Haltung her als polyglotter Europäer gesehen werden. Mit dem Zeitalter der Romantik ging jedoch ein starker Nationalismus einher, Meyerbeer wurde von tonangebenden Autoren seiner Zeit (etwa Robert Schumann) ein fehlendes inneres Bekenntnis zu Deutschtum und Protestantismus unterstellt. Dies und später der offene Hass der Wagnerianer hat mit dazu beigetragen, dass Meyerbeer bis zum Ende des 19. Jahrhunderts bereits stark aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängt worden war, was schlussendlich dazu führte, dass einstmals viel gedruckte Noten auf rätselhafte Weise nicht mehr zur Verfügung standen und in Folge als „verschollen“ galten. In der NS-Zeit wurde dann noch weitaus mehr zerstört.

Bis heute bleibt es eine Aufgabe, die Werke des großen Preussen und Europäers in ihrer ganzen Vielgestaltigkeit neu zum Klingen zu erwecken.

Im Konzert in Grünau werden vokale Kammer- und Sakralmusiken für 1-3 Frauenstimmen mit und ohne Klavierbegleitung erklingen. Dazu bringt Sopranistin Andrea Chudak die Mezzosopranistin Dorothe Ingenfeld, die Altistin Irene Schneider und die Pianistin Yuki Inagawa mit.

Schönfließer Sommermusiken: Glanz und Gloria

„Glanz und Gloria“ mit Werken von Meyerbeer, Bach, Händel, Scarlatti uvm. mit Lars Ranch (Trompete), Andrea Chudak (Sopran) und Gudrun Heinsius (Orgel).

 

CD-Präsentation „Meyerbeer: vocal“

Konzert zum Doppel-CD-Release „Meyerbeer: vocal“ (Label: BELLA MUSICA) u.a. mit Tobias Hagge (Bass), Yuki Inagawa (Klavier), Andrea Chudak (Sopran), Ekaterina Gorynina (Violoncello), Matthias Badczong (Klarinette), Dorothe Ingenfeld (Mezzosopran), Irene Schneider (Alt), Oliver Vogt (Orgel) uvm.

Festakt zur Gründung der Giacomo-Meyerbeer-Gesellschaft

Wir heben unseren Verein offiziell ins Leben. Am 5. September, dem 230. Geburtstag des großen Komponisten Giacomo Meyerbeer, erwartet uns im Rangfoyer der Deutschen Oper Berlin folgendes:

Grußworte des Schirmherrn Dietmar Schwarz

Ein Vortrag der Musikwissenschaftlerin Julia Spinola

Werke Meyerbeers, präsentiert von Ensemblemitgliedern der Deutschen Oper Berlin.

Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei, die Vergabe der Zählkarten beginnt am 12. August 2021, 9.00 Uhr. Buchung über die Homepage der Deutschen Oper Berlin.

Bitte beachten Sie, dass die dann aktuellen Corona-Hygienemaßnahmen Anwendung finden werden.

 

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